“My name is Captain Jack Sparrow,
-ah, I take it some of you have heard of me.”




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Sonntag, 6. Februar 2011

::: Silbergiganten ::: Hindenburg


Arrrr,
Aloha Mateys, say "HI" zur Hindenburg.
In wenigen Minuten wird über unsere TV-Sender die Neuverfilmung
der "Hindenburg" flimmern, [Sonntag, 06.02.11, um 20.15 Uhr RTL]
und da fiel mir ein, dass ich einst in meiner Kombüse saß
und eine Geschichte zum Thema Hindenburg geschrieben habe.

Und da es gerade passt,
hab ich die Geschichte noch einmal hervor gekramt
und will sie euch nicht vorenthalten. Viel Lesegenuß 
mit dem "Silbergiganten" wünscht euch von Deck
der J A C K








Silbergigant






In Zeiten, da exorbitante Zeppeline längst die Kontinente verbanden,
beeinflusste eine Idee das Leben meines Vaters, einem gestandenen
Generalpostmeister der kaiserlichen Reispost.

Sein Traum war, dass man neben Personen und Güter eines Tages
regelmäßig Post durch die Luft transportierte.
Und es kam der Tag, an dem sich mein Vater mit diesem Anliegen
Ferdinand Graf von Zeppelin wandte und diese Idee vorschlug.

Acht lange Jahre sollte sich mein Vater gedulden,
bis es die ersten Abwurfkarten von Zeppelinen gab.
Die Luftpost entwickelte sich und ein Jahr später gab es sogar
einen luftschiffeigenen Poststempel.

Mittlerweile träumte mein Vater davon, den Atlantik zu überqueren.
Er sprach ständig von Zeppelinen, Postsäcken und Bestimmungsorten.
Sein Herzenswunsch war es, einmal Passagier in einem Zeppelin zu sein,
sich die Flugzeit mir Briefe- oder Grußschreiben zu vertreiben
und den Postabwürfen zu zusehen. Doch es sollte weitere Jahre dauern,
bis sich sein Wunsch verwirklichte.

Es gab viele Gründe, die ihn sein Begehr zurück stecken lies.
Mein Vater wurde krank, sehr krank.
Das er als Generalpostmeister medizinisch gut versorgt wurde,
half ihm nicht, schneller gesund zu werden.

Glücklicherweise lernte er im Hospital meine Mutter kennen und lieben.
Die Zeiträume seiner Genesung zogen sich über eine längere Zeit hinaus,
doch er verlor in schweren Stunden nie die Hoffnung, und auch nicht
die Leidenschaft zu den Zeppelinen und der Post.

Während meine Eltern in die Niederlande zogen,
Kinder bekamen und ihr Leben genossen, zog meine Mutter
uns Kinder liebevoll auf, während sich mein Vater zu einem begeisterter
Philatelisten entwickelte und alles für eine
der ersten Zeppelin-Flugpostmarken hergab.

Mein Bruder und ich entwickelten uns zu zwei mutigen
und unternehmungslustigen Kindern. Und als ich älter wurde,
erklärte ich meinen Eltern, dass ich gerne Fotografin werden wollte.
Diese Erkenntnis war für meinen Vater nichts Neues,
denn er hatte Alben voller Fotos von mir in den Schränken stehen
und er nickte wissend.

Scheinbar ahnte er damals schon, dass es wichtig ist,
seinem inneren Antrieb zu folgen, koste es, was es wolle.
Und so offenbarte er meinem Bruder und mir seinen verborgenen Herzenswunsch.

Die letzten drei Jahre hatte er akribisch verfolgt,
wie ein Gigant der Zeppelin-Luftschiffe von einer Länge
von 245 Metern montiert wurde. Das Schiff hieß nach dem verstorbenen
Reichskanzler und verkehrte auf zahlreichen Reiserouten
um die „Graf Zeppelin“ zu entlasten.

Im Bauch der Zigarre wollte er einmal in seinem Leben mitfahren.
Als wir unserer Mutter davon berichteten, war sie voller Tatendrang
und ärgerte sich fast darüber, dass sie Vaters Leidenschaft in voller Ausmaße
nicht wahrgenommen hatte. Und so, wie sie meinen Vater damals im Krankenhaus
überzeugen konnte, wieder gesund zu werden, um sie zu heiraten,
tat sie alles, um ihm diesen großen Wunsch zu erfüllen.
 
Es wurde Mai, mein Vater schien sehr aufgeregt,
denn Mutter hatte es über Umwege geschafft,
zwei Fahrkarten für eine Zeppelinfahrt zu beschaffen.

Im März hatte sie bereits versucht,
Karten für die erste erfolgreichen Zeppelinfahrt nach Südamerika zu bekommen,
aber dieser Flug war nur äußerst wichtigen Persönlichkeiten zugewiesen worden.
Zwei weitere Luftschiffe wurden in Planung genommen,
denn die Euphorie unter den Menschen wurde so groß,
und die Überfahrten auf Inlandsstrecken ständig ausgebucht blieben.

Doch Vaters Wunscherfüllung rückte in greifbarer Nähe.
Mein Bruder und ich sollten nicht mitfahren,
entschied meine Mutter, und es tat uns nicht leid.
Dieses Glück sollten unsere Eltern ganz für sich genießen.

So starteten unsere Eltern am 3. Mai in komfortablen Passagierräumen
zum ersten Nordamerikaflug vom Luftschiffhafen Rhein-Main.
Mit ihnen waren 40 Passagiere und 60 Mann Besatzung
an Bord der Hindenburg. Ich gab meinem Vater meine Kodak Retina mit
und bat ihn, für meinen Bruder und mich ein paar Erinnerungsbilder zu machen.
Er lächelte und streichelte mir über den Kopf.
Diese Geste werde ich nie vergessen.

Aus späteren Augenzeugenerzählungen, erfuhr ich,
dass meine Eltern gerne im Speisesaal gesessen haben.
Meine Mutter trank ihren schwarzen Kaffee, während mein Vater,
als passionierter Sammler, seine Zeppelinpost ausfüllte,
um sie mit dem Stempel der Hindenburg versehen zu lassen.

Sie müssen glücklich gewesen sein, für diesen Augenblick.
Am 6. Mai, gegen 17°° Uhr amerikanischer Zeit, erreichten meine Eltern
die amerikanische Küste. Eine Gewitterfront näherte sich Lakehurst von Westen,
so dass der Kapitän des Zeppelins Befehl gab, zur Küste abzudrehen,
da eine Landung bei diesen Bedingungen nicht möglich war.

Außerdem war die Haltemannschaft mit den Vorbereitungen
zur Landung noch nicht fertig. So drehte das Luftschiff ab
und flog nochmals über New York, um eine weitere Runde
um das Empire State Building zu drehen. Wie gut, dass ich meinem Vater
die Kodak Retina mitgegeben hatte. Aufgeregt stand er am Fenster
und fotografierte für uns Kinder, während meine Mutter ihm beruhigend
die Hand auf die Schultern legte.

Für die New Yorker Bevölkerung war es,
wie für meine Eltern ein großes Ereignis,
als die silberne Zigarre aus Deutschland am Himmel auftauchte.
Der Zeppelin wurde stürmisch begrüßt und die Sirenen heulten laut hinauf.
Meine Eltern sahen, wie alle Straßen mit Autos angefüllt waren.
Alle schienen zum Landungsplatz zu fahren, um sich ihre Ankunft anzusehen.
Und so nahm die Hindenburg erneut Kurs auf Lakehurst.

Um 17.12 Uhr erhielt der Kapitän einen Funkspruch,
dass sich das Wetter gebessert hatte und eine Landung möglich war.
So drang das Schiff in die düsteren Gewitterwolken Richtung Lakehurst ein.
Über dem Landeplatz fiel leichter Regen und mein Vater schimpfte leicht,
über die missratenen Bilder, die er verknipste.

Während der Kapitän seine erfahrenen Offiziere
an die Ruderanlage des Luftschiffe befahl,
erwarteten eine große Menschenmenge, Zeitungsreportern
und Kameramännern trotz der etwas ungünstigen Wetterlage die Hindenburg.

Um 19.15 Uhr setzte das Schiff zur Landung an.
Die amerikanische Haltemannschaft stand am Boden bereit.
Alles lief nach Plan. Es waren vielleicht noch zirka 80 Meter über dem Platz,
als vier lange Taue hinunter fielen
und von der am Boden stehenden Mannschaft ergriffen wurde,
um das Schiff herunter zu ziehen.

Jeder Mann im Schiff hatte seine Landeposition eingenommen.
Meine Eltern befanden sich im Speisesaal auf der Backbordseite am Fenster.
Unten winkten ihnen die Leute freudig zu.
Kein Mensch bemerkte den glutroten Schein am Himmel
und dass das Schiff am Heck zu brennen begann.

Und dann ging alles sehr schnell.
Das Schiff sank ungestüm über das Heck,
bis zu einer Schräglage von zirka 45° ab.
Nach der Entzündung der Hindenburg schoss eine Stichflamme zum Bug
des Luftschiffes und schleuderte einige Menschen einfach heraus.
Besatzungsmitglieder und Utensilien des Speisezimmers fielen durch die Gondel.
Auch die Kodak Retina fiel zu Boden, als mein Vater einen Teil der Mannschaft,
der zum Ausbalancieren in den Bug des Zeppelins geeilt war, in die Tiefe hinabstürzen sah.

Entsetzt riss er meine Mutter von den Fenstern fort.
Währenddessen sank der brennende Zeppelin weiter zu Boden ab.
Ein starker Ruck ging durch das Schiff und eine gewaltige Explosion erklang.
Meine Eltern wurden durch die Explosion zu Boden geschleudert und rollten,
da das Schiff mit einer Schräglage von 70° nach oben stand,
nach Achtern gegen die Trennungswand zwischen den Kabinen und den Gaszellen.

Ihr einziger Gedanke galt uns Kindern,
und ehrfürchtig ergaben sie sich ihrem Schicksal.
Es erfolgte eine zweite Explosion. Zugleich jagte eine riesige Stichflamme
durch das Schiff und schlug vorne aus dem Bug heraus.

Als meine Eltern die Hitze spürten und das Schreien der Menschen hörten,
die schon von den Flammen erfasst waren, kamen sie zur Besinnung.
Entsetzen ergriff mein Mutter, denn der Gedanke,
dass sie am lebendigen Leib verbrennen sollte,
ließ sie schreiend meinen Vater aufrütteln. Mein Vater überlegte nur kurz.

Er wollte sich lieber das Genick brechen,
als zu verbrennen und so handelten meine Eltern hastig.
Das Schiff, dass bei der ersten Explosion tiefer sackte,
bäumte sich wieder hoch. In der Angst, das Schiff könne in der Mitte
auseinanderbrechen und mit dem Teil, in dem sie sich befanden,
noch einige hundert Meter hochsteigen, um dann auseinander zu platzen,
ergriff mein Vater die Hand meiner Mutter, riss sie über das Geländer
im Speisesaal und zog sie wieder nach vorn zu den freien Fenster.

Meine Mutter sah, wie eine Frau ihre zwei kleinen Söhne
aus dem brennenden Schiff warf, um sie zu retten. Das dritte Kind,
ein Mädchen sprang selbst hinaus. Meine Eltern erreichten das Fenster mit viel Mühe
und zwängten sich hindurch. Ob sie sich Gedanken gemacht haben,
beim Aufschlag auf den Boden so schnell wie möglich einige Meter fortzulaufen,
um zu vermeiden, dass die nachkommenden Trümmer des abstürzenden Schiffes
sie unter sich begraben, dass kann mir bis heute keiner mehr beantworten.

Aus 18 Meter Höhe sprangen meine Eltern zu Boden und krochen einige Meter weg,
bis der Aufschlagen der Schiffsreste sie einholte. Ein riesiges Flammenmeer ergoss sich
über meine Mutter und meinen Vater.

Die Schreie der Menschen in den Trümmern hallten nach...
man konnte nicht helfen. 35 Menschen fanden den Tod,
in nur 32 Sekunden war die Hindenburg verbrannt.



Am nächsten Tag wurde das Wrack der Hindenburg untersucht.
Gegen Plünderung wurde das Wrack von dem amerikanischem Militär bewacht.
Soldaten fanden viele kleine verbrannte Habseligkeiten unter den Trümmern.
So auch meine zerschmolzene und unbrauchbare Kodak Retina,
mit der mein Vater seine letzten Bilder gemacht hatte.

Außerdem retteten die Soldaten 368 Briefe, von 17.609 Postsendungen.
Meinen Bruder und mich erreichte so noch ein letzter Gruß von unseren Eltern.
Abgestempelt auf dem Luftschiff, der nicht mehr existierenden Hindenburg.

Bis heute trage ich die Briefmarke als Geschenk von meinem Vater,
in ständiger Erinnerung an das Inferno in meinem Portemonnaie bei mir.

H I N D E N B U R G

© Capri

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