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Mittwoch, 29. April 2009

::: Waitress :::

Aloha Mateys, wie man das Leben gebacken kriegt, konnte ich letztens unter Deck in meinem kleinem Heim-Kino sehen und habe mich ein wenig in den Film "Waitress" verliebt.



Jenna (Keri Russell) ist Kellnerin in einem Pie-Diner in einer amerikanischen Kleinstadt und wird vom Leben nicht gerade verwöhnt: Ihr Alltag ist grau und eintönig, ihre Ehe nicht gerade das, was man erfüllt nennt. Erst der neu zugezogene Arzt Dr Pomatter (Nathan Fillion) bringt mit seinem Charme Schwung und Farbe in Jennas Alltag.

Die Weltpremiere erlebte Adrienne Shelly’s Film auf dem Sundance Film Festival 2006 und dort entpuppte er sich als Publikumsliebling.

Bildergalerie












"Jennas Kuchen" erzählt die Geschichte der backbegabten Kellnerin Jenna (Keri Russell), die in einer Kleinstadt im Süden der USA lebt und gemeinsam mit ihren Kolleginnen Becky (Cheryl Hines) und Dawn (Adrienne Shelly) die Gäste in Joe's Diner bewirtet. Spezialität des Hauses sind Jennas erstaunliche Konditorkreationen, die zugleich kulinarische Manifestationen ihres jeweiligen Gemütszustands sind. Für bittere Geschmacksnoten sorgt dabei die unglückliche Ehe mit dem einstigen Schulschwarm Earl (Jeremy Sisto), einem ebenso infantilen wie narzisstischen Großmaul.

Hinter einer stoischen Fassade plant Jenna daher die Flucht, die durch den Gewinn eines hochdotierten Backwettbewerbs gelingen soll. Ein unerwartet positiver Schwangerschaftstest scheint diesen Traum jäh zu beenden, aber dann trifft die desillusionierte Serviererin auf den neu im Städtchen angekommenen Gynäkologen Dr. Pomatter (Nathan Fillion). Der linkische und obendrein liierte Mediziner ist fasziniert von der so gar nicht erwartungsfrohen Mutter in spe, was den Beginn einer wundersam unschuldigen Affäre markiert. Dank der amourösen, aber aufrichtigen Fürsorge des Arztes findet Jenna schließlich den nötigen Mut, um nicht allein das Backhandwerk, sondern auch ihr Leben neu zu erfinden.


Von Torten, Träumen und Trauer



Auf diesem Weg zur Selbstwerdung seiner Heldin meidet "Waitress" die ausgetretenen Erzählpfade romantischer Beziehungskomödien. So greifen hier nicht die vertrauten Mechanismen der Paarbildung, was die Szenen zwischen Jenna und ihrem Traumdoktor in reizvoller Schwebe hält. In Keri Russells Minenspiel reiben sich in diesen Momenten neu entdeckte Sinnlichkeit und schroffer Pragmatismus derart heftig aneinander, dass ihr Gesicht von innen aufzuglühen scheint. Funken schlägt auch Nathan Fillion, der schon als glückloser Weltraumcowboy in Joss Whedons großartiger Science-Fiction-Serie "Firefly" gekonnt eine ironisch gebrochene Männlichkeit kultivierte.

Auch das weitere dramatische Personal in und um Joe's Diner besticht durch pointiert skizzierte Eigenheiten, die nicht für schnelle Lacher ausgestellt, sondern mit gelassener Selbstverständlichkeit registriert werden. Für den entspannten, sanft versponnenen Gestus ihrer Geschichte hat Regisseurin Adrienne Shelly, die auch das Drehbuch schrieb, ein stimmig besetztes Ensemble gefunden, das sie selbst als schüchterne, später zart aufblühende Dawn komplettiert.

Die unglaubliche, traurige Wahrheit

Dass die eigentlich bezaubernden Szenen mit Shelley dem Zuschauer das Herz zerreißen, ist dem tragischen Hintergrund von "Waitress" geschuldet. Am 1. November 2006, wurde Adrienne Shelly in ihrer New Yorker Wohnung ermordet: Ein Bauarbeiter, bei dem sie sich wegen Lärmbelästigung beschwerte, erdrosselte die 40-jährige Künstlerin. Sie hinterließ ihren Ehemann, Andy Ostroy, und die gemeinsame Tochter Sophie. Die hat einen markanten Auftritt in der letzten, bonbonbunten Szene des Films, dessen Premiere ihre Mutter nicht mehr erlebte.

Als jugendlicher Star der frühen – will sagen: guten – Filme Hal Hartleys wurde die 1966 als Adrienne Levine in Queens geborene Schauspielerin zur Ikone des neuen Independentfilms der US-Ostküste. Hartleys betörende Frühwerke "The Unbelievable Truth" (1989) und "Trust" (1990), beide mit Adrienne Shelly in der Hauptrolle, sorgten neben Filmen von Alexandre Rockwell und Jim Jarmusch für internationale Aufmerksamkeit und vereinten kurzzeitig die europäische Tradition des Autorenkinos mit einer zutiefst amerikanischen Unangestrengtheit.

Abschied von der Herzdame des Independentkinos

Die Idee finanziell wie ästhetisch wirklich unabhängiger Produktionen wurde allerdings in den neunziger Jahren durch den generischen Pseudo-Independentfilm verdrängt, als Mini-Majors wie Miramax einzelne Stilmittel übernahmen und den Bedürfnissen der Industrie anpassten. Eine besonders beliebte Variante: Jungstars werden in Second-Hand-Klamotten gesteckt und dürfen zu gefälligem Gitarrengeschrammel ihre Probleme mit der Freundin, den Eltern und dem eigenen Ego wälzen. Von "Singles" (1992) über "Reality Bites" (1994) bis zu "Garden State" (2004) hat sich an diesem Reißbrettkonzept nur der Soundtrack geändert.

Umso bedeutender, dass "Waitress" verschüttet geglaubte Qualitäten der alten Independentschule in Erinnerung ruft. Adrienne Shellys dritte und beste Regiearbeit beweist konsequent Haltung, eben weil ihr Film mehr als einmal haarscharf am Kitsch vorbeischrammt, um dann doch die Kurve zum Wesentlichen zu kriegen.

Geradlinig neben der zu Spur bleiben, das war schon die vornehmste Eigenschaft ihrer Rollen bei Hal Hartley. Und vielleicht kann die in ihrem Andenken gegründete Adrienne Shelly Foundation für die Förderung weiblicher Filmemacher ein wenig von dieser individuellen Stringenz bewahren. Uns wirft es hingegen völlig aus der Bahn, wenn im Abspann das von ihr komponierte "Baby Don't You Cry" läuft: Keine Tränen, nein, diesen Wunsch können wir Adrienne Shelly leider nicht erfüllen.





Mit freundlicher Unerstützung von Filmstarts.de

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